Klimabilanz unserer Weltreise

Als Meteorologen ist uns natürlich bewusst, welche Probleme der globale Klimawandel verursacht und wie schädlich Flugreisen für das Klima sind. Daher haben wir uns auch die Frage gestellt, ob wir so eine Reise überhaupt rechtfertigen können. Wie waren unsere Gedanken hierzu und wie viele CO2-Emissionen fallen überhaupt an?

Die von uns geplanten Flugstrecken summieren sich auf 51779 km. Der CO2-Rechner von Quarks & Co nennt für Flüge einen CO2-Ausstoß von 21,1 kg/100 km. Da wir vier Personen sind, kommen wir so auf eine Gesamtmenge von 43,7 Tonnen CO2. Das entspricht recht genau dem vierfachen der Menge, die ein durchschnittlicher Bundesbürger im Jahr verursacht. Mit den gleichen Emissionen, die wir hier in viereinhalb Monaten verursachen, könnten wir 15 Jahre unser Haus heizen oder Daniel könnte 33 Jahre zur Arbeit pendeln.

CO2-Ausstoß pro Person auf 100 km
CO2-Ausstoß pro Person auf 100 km, bei einem (angenommenen) Verbrauch von 6,8 Liter Benzin pro 100 km. Datenquelle: CO2-Rechner von Quarks und Co

Trotz unseres Wissens um diesen massiven ökologischen Fußabdruck, den diese Reise verursachen wird, haben wir nicht ernsthaft in Betracht gezogen, darauf zu verzichten. Dies hätte bedeutet, einen großen Traum von uns aufzugeben, für einen doch relativ geringen Nutzen, wenn man die 43,7 Tonnen in Bezug zu den 36 Milliarden Tonnen setzt, die jährlich weltweit emittiert werden. Im Gegenzug sind wir uns sicher, dass diese Reise eine große Bereicherung für unser Leben sein wird und vor allem auch unsere Kinder viele wertvolle Eindrücke von den Lebensumständen und Kulturen in verschiedenen Ländern gewinnen können. Wir sind also der Meinung, dass man den Sinn von Fernreisen nicht allein über den Einfluss auf das Klima definieren sollte.

Ein Flugzeug in Reiseflughöhe.

Wenn man sich nun dazu entschließt eine Reise zu solch weit entfernten Zielen wie Chile oder Neuseeland zu unternehmen, dann ist es aber auf jeden Fall, sinnvoller dies in einer Reise „Rund um die Welt“ zu tun, als beispielsweise in einzelnen Reisen. Würden wir unsere Ziele Indien, Indonesien, Neuseeland und Chile in vier einzelnen Jahren ansteuern, so käme eine Flugstrecke von 104148 km zusammen, was CO2-Emissionen von 87,9 Tonnen bedeuten würde.

Andere Optionen als Fliegen

Wir haben uns auch Gedanken gemacht ob es Alternativen zum Flugzeug gibt. Zumindest Indien würde man auch auf dem Landweg erreichen. Dies würde aber wohl mehrere Wochen dauern und wäre mit einigen Strapazen verbunden. Zudem führt die Route nicht nur durch absolut sichere Gebiete, so dass man sich die Frage stellen muss, ob man das seinen Kinder zumuten möchte. Andere Abschnitte wären auch mit dem Schiff oder Bus möglich, jedoch kommt da schnell der Faktor Zeit ins Spiel. Hätten wir statt viereinhalb Monaten zum Beispiel ein ganzes Jahr zur Verfügung, könnte man häufiger die Option wählen, etwas langsamer zu reisen. Wir haben uns allerdings dazu entschieden, nicht länger unterwegs zu sein, weil wir die Kinder nicht länger aus der Schule lassen wollten. Sie müssten sonst ein Schuljahr wiederholen und wären aus ihrem Klassenverband herausgerissen. Außerdem müssen wir natürlich auch irgendwann wieder Geld verdienen.

Kompensation der CO2-Emssionen

Auf unsere Reise zu Gunsten des Klimas zu verzichten war für uns wie gesagt keine Option. Wir würden aber gerne versuchen, die Emissionen zu kompensieren. Welche Möglichkeiten gäbe es da? Statt mit dem Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu pendeln, würde gar nicht so viel bringen. Da unser Kleinwagen mit Erdgasantrieb mit 105 g/km sowieso schon recht wenig CO2 emittiert, ist das Einsparpotential hier relativ gering.

Möglich wäre es, unsere Erdgasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, die mit Ökostrom betrieben wird. Dies würde im Jahr 2,8 Tonnen CO2 einsparen, wäre aber mit sehr hohen Investitionskosten verbunden, weil die Bohrungen für Wärmepumpen bei unserem Boden sehr teuer wären. Aus diesem Grund hatten wir uns ja auch bereits beim Hausbau dagegen entschieden. Zudem halten wir es auch nicht für ökologisch sinnvoll eine fast neue Heizung (5 Jahre alt), zu entsorgen.

Unser Dach mit Südwestausrichtung. Der rechte Teil des Daches wäre für eine Photovoltaikanlage nutzbar.
Unser Dach mit Südwestausrichtung. Der rechte Teil des Daches wäre für eine Photovoltaikanlage nutzbar.

Möglich wäre auch, eine kleine Photovoltaikanlage zu installieren. Etwa 24 qm wären auf unserem Dach realisierbar. Damit könnten wir etwa so viel Strom pro Jahr erzeugen, wie wir auch verbrauchen. Es ist jedoch kaum möglich, zu berechnen, wie viele Emissionen dadurch wirklich eingespart werden. Wir beziehen bereits jetzt Ökostrom und verursachen daher in diesem Bereich keine Emissionen. Wie viel CO2 eingespart wird, weil wir dem System zusätzlichen Ökostrom zur Verfügung stellen, hängt auch von den zukünftigen politischen Entscheidungen ab. Daher mag es zwar grundsätzlich sinnvoll sein, eine Photovoltaikanlage zu errichten, sie zur Kompensation dieser Reise zu verwenden ist allerdings schwierig.

Ein relativ junger Wald. Es dauert allerdings einige Jahrzehnte bis er so aussieht.

Ein dritte Möglichkeit wäre es, Bäume zu pflanzen, die dann während ihres Wachstums eine gewisse Menge CO2 binden. So nimmt zum Beispiel eine Buche pro Jahr 12,5 kg CO2 auf. Hierzu bräuchten wir ein geeignetes Stück Land in Waldrandlage, bei dem wir auch selber in der Lage wären, das Wachstum der Bäume zu überwachen. Möglicherweise besitzt Verenas Familie ein geeignetes Grundstück. Das Aufforsten von Bäumen müsste dann allerdings noch genehmigt werden. Sollte sich dies realisieren lassen, wäre es unsere favorisierte Methode, die Emissionen unserer Reise zu kompensieren. Wir könnte dabei gleich auch ein Stück Wald mit Bäumen entstehen lassen, die auch einem wärmeren Klima stand halten.

Zusätzlich würden wir auch eine teilweise Kompensation über eine Organisation wie Atmosfair in Betracht ziehen. Wir wollen aber auf jeden Fall ein eigenes Projekt, das wir selber sehen und anfassen können, verwirklichen.

Wie ist Eure Meinung zu diesem Thema? Wir freuen uns über Kommentare.

7 Comments

  • Hallo ihr Lieben,

    auch für Andere stellt sich das große Problem mit den Fernreisen, diesbezüglich Lösungen zu finden ist alles andere als einfach. Eine Gruppe, die sich darüber ebenfalls sehr ausgiebig Gedanken gemacht und eine für sich gangbare Lösung gefunden hat, findet ihr hier: https://aachen-kapstadt.de/klimaticket/
    Vielleicht stellt dieses spezielle Klimaticket ja auch für euch eine Option dar. Alternativ könnt ihr natürlich auch selber bei eurer Reise vor Ort schauen, ob ihr zwecks CO2-Kompensation irgendwo vor Ort mit konkreten Partnern tätig werden und das vielleicht über ein eigenes kleines Projekt weiterführen möchtet? Die Leute, die euch im Geiste bei eurer Reise begleiten, hätten vielleicht sogar Lust, sich daran zu beteiligen?
    Euch ganz herzliche Gruesse und viele wunderbare Erfahrungen!

    • Hallo Ulrike, ganz lieben Dank für diesen tollen Tipp. Wir sehen schon, wir sollten mehr splitten und werden es auch tun! Liebe Grüße nach Deutschland! Verena und Co

  • Wie wärs denn einen entsprechenden Betrag an Projekte zu spenden die in Ländern aktiv sind die heute schon sehr stark betroffen sind? Das ist zumindest unser Weg. Bangladesch zB hat viele Projekte wo auf Mikroebene probiert wird, die Anwohner vor Ort zu stärken (Netz Bangladesch zB). Das macht zwar nicht eure Reise klimaneutral, aber hilft zumindest den Menschen in einer Region, die ohnehin viel stärker betroffen sein wird als wir in D.

    Und: vegetarisch ernähren auf der Reise hilft zumindest auch ein bisschen und lässt sich besonders in Indien ja ganz hervorragend umsetzen! 😉

    • Hallo Maria, wir werden auf jeden Fall mehr splitten. Auch die Kinder sehen die Armut hier (auch im Nordosten Indiens) und sammeln fleißig Taschengeld. Vegetarisch ernähren wir uns eh, hier in Indien gibt es soo leckere Alternativen. lg nach Deutschland oder auch sonst wohin 🙂

  • Kernkraftwerke in D nicht abschalten. Im Gegenteil neue bauen.
    Frankreich zeigt wie man durch Kernenergiestrom die CO2 Emission in der Strpmerzeugung
    dratisch gerig hält.

    • Hallo Herr Vogt, danke für Ihren Kommentar. Wir stehen der Kernenergie eher skeptisch gegenüber, aufgrund des Restrisikos und der ungelösten Atommüllproblematik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.