43°S, 171°E

Blick nach Süden.
Blick nach Süden von 43°S, 171°E

Vom Degree Confluence Project dürften die meisten von Euch noch nie gehört haben. Dabei geht es darum, Fotos von allen ganzzahligen Schnittpunkten der Längen- und Breitengrade der Erde zu machen. Ich habe vor über 14 Jahren das erste Mal davon gehört und fand die Idee ganz interessant. Verena und ich sind 2007 in Bolivien etliche Stunden über den Titicacasee gefahren um einen bis dahin noch nicht fotografierten Punkt zu erreichen. Der bolivianische Bootsfahrer, den wir dafür anheuerten hat glaube ich gar nicht verstanden, was er dort sollte. Ich finde vor allem den Aspekt ganz interessant, auf diese Weise zu Orten zu gelangen, an die sonst niemand geht.

Seit 2007 hatte ich allerdings kaum noch Gelegenheiten, einen Konfluenzpunkt zu besuchen. Die interessanten, wenig besuchten Punkte sind natürlich auch nicht so leicht zu erreichen. Man braucht dafür also Zeit, wenn man überhaupt mal zufällig in der Nähe eines solchen Punktes ist.

Unterwegs am Hokitika River.
Unterwegs am Hokitika River.

Die Gelegenheit am Hokitika River

Bei unserer Wanderung am Hokitika River an der Westküste Neuseelands bot sich eine solche Gelegenheit. Der Schnittpunkt von 43°S und 171°E liegt nur wenige hundert Meter von unserem Wanderweg entfernt. Allerdings liegt er am gegenüber liegenden Flussufer und ist daher nicht so leicht zu erreichen, wie es zunächst klingt. Von unserem geplanten Wanderweg zum Cropp River, in die nasseste Region Neuseelands, wäre allerdings nur ein zwei Kilometer langer Abstecher nötig. Der Plan war also, gemeinsam zum Cropp River zu gehen. Von dort würde ich dann alleine den Abstecher machen.

Wir wandern am felsigen Flussufer entlang.
Wir wandern am felsigen Flussufer entlang.

Es läuft nicht ganz nach Plan

Der Wanderweg ist schwieriger als erwartet, teilweise führt er über Geröll und Felsen am Flussufer entlang. Verena hat das in ihrem Blogartikel detailliert beschrieben. Wir kommen also langsamer voran als geplant. Irgendwann ist klar, dass wir es mit den Kindern nicht mehr bis zur Mündung des Cropp Rivers in den Hokitika River schaffen werden. Gegen 15 Uhr, etwa 500 m vor der Überquerung des Hokitika Rivers entscheiden sich Verena und die Kinder, nach einer Pause, umzukehren. Ich gehe alleine weiter und setze mir ein Zeitlimit bis 16:15 Uhr um den Konfluenzpunkt zu erreichen.

Eine anstrengende Flussquerung

Ich gehe den Weg jetzt zügig weiter. Nach einigen Minuten treffe ich auf ein deutsches Paar. Sie hatten den Fluss überquert und meinten, dass es für eine Person alleine etwas schwierig werden könnte. Bei der Flussquerung handelt es sich nämlich nicht um die erhoffte Brücke, sondern um eine Kiste, die an einem Seil über den Fluss gezogen wird. Der Seilzug kann an beiden Ufern per Kurbel bedient werden. Das geht aber nur, wenn man zu zweit ist. Alleine kann man bis zum tiefsten Punkt in der Flussmitte fahren. Von dort muss man sich aus eigener Kraft weiter ziehen. Dies funktioniert mit einer Art Hebel, den man an das Seil klemmt. Dann kann man sich ein Stück vorwärts ziehen, muss dann den Hebel schnell lösen und weiter vorne wieder ansetzen. So zieht man sich Meter um Meter vorwärts. Je weiter man voran kommt, desto anstrengender wird es. Es geht immer steiler bergauf und daher muss man sich beim Neuansetzen des Hebels immer mehr beeilen, bevor der Wagen wieder zurück rutscht. Ganz am Schluss muss man den Wagen mit einem Karabiner befestigen um aussteigen zu können. Für diese Zeit muss man den Wagen mit dem Hebel in Position halten, was noch mal äußerst anstrengend ist. Als ich es endlich geschafft habe, muss ich mich erst mal einige Minuten ausruhen.

Mit Hilfe dieser Seilbahn musste ich den Fluss überqueren.
Mit Hilfe dieser Seilbahn musste ich den Fluss überqueren.

Am Flussufer entlang

Das linke Flussufer ist dicht bewachsen, weswegen ich denke, dass es am einfachsten ist, im Flussbett zu laufen. Direkt an der Überquerung ist das Ufer so steil, dass es nicht möglich ist, nach unten zum Fluss zu kommen. Etwa 200 Meter Flussabwärts wird das Ufer aber flacher und ich denke, dass es dort möglich sein müsste, ins Flussbett zu gelangen. Bis dort muss ich mir aber erst mal einen Weg durch Dickicht bahnen. Zum Glück ist das Buschwerk nicht ganz so dicht, so dass ich gut vorwärts komme.

Zunächst ist das Flussbett breit und gut zugänglich.
Zunächst ist das Flussbett breit und gut zugänglich.

Ich finde auch recht schnell eine Art Pfad, der zum Fluss hinunter führt. Unten am Fluss fällt mir zum Glück noch ein, dass ich vielleicht die Stelle markieren sollte um den Pfad auf dem Rückweg leicht wieder zu finden. Kurzerhand binde ich mein zweites T-Shirt um einen Ast.

Nach einigen hundert Metern wird der Uferstreifen aber sehr schmal.
Nach einigen hundert Metern wird der Uferstreifen aber sehr schmal.

An dieser Stelle ist das Flussbett breit und sandig, so dass ich bequem gehen kann. Allerdings wird der begehbare Streifen immer schmaler. Am Ufer liegen ineinander verkeilte Baumstämme. Indem ich von Stamm zu Stamm balanciere, komme ich gut voran. Der Fluss macht jetzt eine Rechtskurve und das Flussbett wird wieder breiter. Ich überquere einen Bach und muss dann noch über einige Felsen klettern. Es sind nur noch wenige hundert Meter bis zum Punkt, der in der nächsten Linkskurve liegt. Allerdings ist es bereits 16:15 Uhr. So kurz vor dem Ziel werde ich aber jetzt nicht umkehren. Der Fluss macht jetzt wieder eine Linkskurve und der Konfluenzpunkt befindet sich genau am Rand des Flussbetts. Ein schöner Platz um sich kurz hinzusetzen und auszuruhen.

Der Fluss macht eine Rechtskurve und das Ufer wird wieder breiter.
Jetzt habe ich es fast geschafft.
Blick nach Norden vom Konfluenzpunkt aus.
Blick nach Osten.
Blick nach Süden.
Ich mache mich wieder auf den Rückweg.
Auch auf dem Rückweg balanciere ich wieder über die Baumstämme.
Der Fluss macht eine Rechtskurve und das Ufer wird wieder breiter.

Müde zurück

Ich hätte nichts dagegen, jetzt hier ein Zelt aufzuschlagen und zu übernachten. Der Weg am Flussufer war schon recht anstrengend und ich muss ja auf dem gleichen Weg wieder zurück. Allerdings habe ich nichts mehr zu Essen und auch kein Zelt. Also mache ich mich schweren Herzens auf den Rückweg. Meine Wasserflasche fülle ich am Bach auf. Den Weg am Ufer entlang kenne ich ja nun schon und dank meines T-Shirts finde ich auch den Pfad durch das Dickicht schnell wieder. Auf die Flussquerung habe ich gar keine Lust, aber schwimmen ist keine Alternative. Leider treffe ich auch nicht zufällig jemanden, der mir helfen kann. Immerhin sind meine Arme wieder etwas ausgeruht, so dass ich auch diese Überquerung meistere. Der weitere Rückweg ist dann kein großes Problem mehr, schließlich kenne ich ja jetzt alle schwierigen Stellen vom Hinweg. So schaffe ich es, gegen 19:30 Uhr wieder zurück zu sein. Verena und die Kinder warten schon mit dem Abendessen und einem kühlen Bier auf mich. Da fühle ich mich gleich besser.

Auf der Seite des Confluence Projects findet ihr einen Beitrag in englischer Sprache.

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